Zweites Verbundtreffen in Potsdam: drei Workshops und buntes Rahmenprogramm

Knapp sechs Monate nach dem offiziellen Auftakt des Forschungsverbundes kam das Projektteam wieder zusammen. Diesmal in Potsdam, im Rahmen von moving history – Festival des historischen Films, das sich in diesem Jahr den Ereignissen von 1989 und der unmittelbaren Nachwendezeit widmet. Das zweite Verbundtreffen fand am 25.-26. September statt: mit drei Workshops, begleitet von einem vielfältigen Rahmenprogramm.

Das Projektteam und BMBF-Staatssekretär Wolf-Dieter Lukas. Foto: Marion Schlöttke

Tag 1

Noch am Vorabend wurde das erfolgreich gestartete Online-Archiv „Open Memory Box“ in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur präsentiert (ein Erlebnisbericht im Blog). Am Mittwochnachmittag traf sich das Projektteam am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) zum ersten Workshop. „Wissenschaft in der Öffentlichkeit“ hieß das Thema, geleitet von Michael Meyen und Daria Gordeeva.

Im Fokus der Diskussion stand das „Online-Handbuch: DDR im Film“ – das Projekt, das alle Verbundkolleg*innen miteinbezieht und einer breiten Öffentlichkeit ermöglichen wird, sich mit der filmischen (Re-)Konstruktion der DDR auseinanderzusetzen. Welche Filme „verdienen“ einen Handbuch-Eintrag? Wie machen wir das filmische DDR-Bild greifbar? Wie ordnen wir diese Filme in den Erinnerungsdiskurs ein? Viele, vor allem methodische, Fragen wurden diskutiert – und nun sind wir einen großen Schritt weiter.

Ferner ging es um das wissenschaftliche Bloggen. Michael Meyen, der bereits mehrere Blogs betreibt, plädiert für die Wissenschaft als „öffentliches Atelier“: Wir, Forscher*innen, sollten mit der Gesellschaft reden, unsere Gedanken teilen, unser Expertenwissen in die öffentliche Debatte einbringen. Gesprochen wurde jedoch auch über die Nachteile des Bloggens, vor allem für Nachwuchswissenschaftler*innen, wie Reputationsgefährdung oder frühzeitige Veröffentlichung tragender Ideen der Dissertation. Anlass zur Diskussion gab das Forschungsblog unseres Verbundes.

Pünktlich um 18 Uhr begrüßten wir Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das „Das mediale Erbe der DDR“ fördert. Die Verbundsprecher Frank Bösch (ZZF Potsdam) und Michael Meyen (LMU München) stellten den Forschungsverbund vor. Die anschließende Diskussionsrunde thematisierte einzelne Projekte sowie die Relevanz der interdisziplinären DDR-Forschung (ein Bericht über den Besuch von Wolf-Dieter Lukas in ZZF News). Am Abend nahm das Projektteam an der feierlichen Eröffnung des Filmfestivals im Filmmuseum Potsdam teil.

Tag 2

Am Donnerstagmorgen ging es weiter: Mandy Tröger begrüßte Verbundkolleg*innen zum Workshop „Zeitzeugen als Quelle“ – ein Thema, das für die meisten Projekte sicherlich eine Rolle spielt. Gesprochen wurde über Möglichkeiten und Grenzen von Zeitzeugeninterviews. Eine der Thesen: „Normale Menschen“ machen Geschichte erlebbar und bieten Zugang zu Privatarchiven, Netzwerken, neuen Ideen und Perspektiven. Also: Man muss mit ihnen reden, über ihre Biografien und Wendeerfahrung, ihre privaten Fotoalben und Schmalfilme, über Musik, Fernsehsendungen und Tageszeitungen. Auch der datenschutzrechtliche Aspekt durfte nicht fehlen: Olaf Berg stellte ein Formular für die Einverständniserklärung von Interviewpartner*innen vor.

Der dritte Workshop, gestaltet von Maria Löblich und Elisa Pollack, widmete sich dem Thema „kategoriengeleitetes Arbeiten“. Wie schlagen wir eine Brücke zwischen Theorie und Empirie? Wozu brauchen wir Kategorien und wie leiten wir diese ab? Wie werten wir eine schier endlose Datenmenge aus? Mögliche „Stolperstellen“ sowie Vorteile des kategoriengeleiteten Vorgehens wurden an Beispielen aus Forschungsprojekten „Mediennutzung im Lebenslauf“ und „DDR in sozialen Medien“ illustriert.

Im Rahmen der moving history AKADEMIE haben Daria Gordeeva und Peter Ulrich Weiß ihre Forschungsprojekte präsentiert: „DDR im Film“ und „Die Transformation von Fernsehen und Lebenswelt“. Im Publikum – Doktorandinnen und Post-Docs der Geschichts-, Film- und Medienwissenschaft sowie verwandter Fächer. Diese Möglichkeit haben wir auch genutzt, um mit jungen Wissenschaftlerinnen über unsere Forschungsthemen zu diskutieren sowie Ideen und Anregungen für die weitere Projektarbeit aus der „Außenperspektive“ zu bekommen.

Wie geht es weiter?

Interne Organisations- und Planungsfragen haben Projektleiter*innen und -bearbeiter*innen (der sogenannte „Mittelbau“) in parallel stattgefundenen Sitzungen besprochen. Es steht viel an:

  • Am 29.-30. November 2019 besuchen wir die Auftakttagung des BMBF-Verbundes „Erbe ’89“ in Leipzig.
  • Am 11.-12. Dezember 2019 findet im Leipziger Zeitgeschichtlichen Forum ein Treffen der BMBF-Verbünde der Fördermaßnahme „DDR-Forschung“ statt.
  • Das gesamte Projektteam kommt am 28.-29. Mai 2020 an der Freien Universität Berlin zum dritten Mal zusammen. Im Rahmen dieses Verbundtreffens wird „Das mediale Erbe der DDR“ auch seinen öffentlichen Auftakt feiern.