Ein „Leib-und-Magen-Blatt“ für den Osten. Der Aufstieg der SuperIllu

Projektleitung: Prof. Dr. Frank Bösch, Dr. Jürgen Danyel (ZZF) 
Bearbeiter: Tom Koltermann

Westdeutsche Medienunternehmen eroberten nach dem Mauerfall den Print-Markt in Ostdeutschland, meist mit westdeutschen Produkten. Bei der SuperIllu hingegen handelte es sich um ein speziell für den Osten konzipiertes Produkt, das schnell bekannt und besonders erfolgreich wurde. Die Wochenzeitschrift vom Burda-Verlag startete im Sommer 1990 mit einer Auflage von 1,3 Millionen Exemplaren und blieb die reichweitenstärkste Zeitschrift in Ostdeutschland. Als selbsternannte „Stimme des Ostens“ veränderte die SuperIllu immer wieder ihren Zuschnitt, vom Fokus auf „Sex und Crime“ hin zu einer Instanz, die den lebensweltlichen Wandel im Osten begleitete. Mit populären Rückgriffen auf das mediale Erbe der DDR wurde sie zu einem wichtigen Faktor in der sich wandelnden DDR-Erinnerung. 

Dennoch ist die SuperIllu kaum erforscht. Da sie als „krawallige Busenpostille“ (Staud 2000) galt, analysierten nur zwei Aufsätze die Entwicklung der Zeitschrift im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens (Schönbach 2010, Dietzsch 2008). Dazu kommen Überlegungen zu den guten Verkaufszahlen (Boyer 2001) und Arbeiten, die die Konstruktion von Geschlecht in der Zeitschrift untersuchen (Schäffler 2015). 

Das Forschungsvorhaben untersucht die Genese und den Wandel der Zeitschrift sowie deren Funktion im Kontext der sich transformierenden ostdeutschen Gesellschaft. Dabei wird gefragt, in welcher Weise, mit welchen Inhalten und Formaten die Zeitschrift zu einem spezifisch ostdeutschen Sonderbewusstsein beigetragen hat. Dies geschieht über thematische Sonden, die sich der SuperIllu als Begleitmedium der Transformation, ihrem Umgang mit der DDR-Geschichte und dem medialen Erbe der DDR, ihrer Rolle bei der Ausprägung eines spezifischen Erinnerungsmilieus (Ostalgie/Ost-Identität) und ihrer Stellung in den öffentlichen Debatten über die neuen Bundesländer widmen. Neben der Auswertung der Zeitschrifteninhalte werden anhand von redaktionellen Unterlagen und Burda-Archivmaterialien Hintergründe und konzeptionelle Überlegungen für die Gründung rekonstruiert. Diese Bestände werden für das Projekt erstmals zugänglich gemacht. Interviews mit aktiven und ehemaligen Redaktionsmitgliedern ergänzen die Analyse zum Wandel der redaktionellen Strukturen. Die Rezeption wird anhand eines redaktionsinternen Bestandes an Publikumsbriefen untersucht. Die Ergebnisse werden als Monografie vorgelegt.