Bilder des Umbruchs 1985 – 1995

Projektleitung: Prof. Dr. Frank Bösch, Prof. Dr. Annette Vowinckel (ZZF)
Bearbeiterin: Sandra Starke

Foto: Sandra Starke

Ostdeutsche Autorenfotograf*innen sind selbst Teil des politischen Umbruchs und des gesellschaftlichen Transformationsprozesses, den sie visuell begleiteten. Ihre Auftrags- und Veröffentlichungsbedingungen änderten sich währenddessen fundamental, ihre Motive und Themen passten sich den neuen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung an. Während noch in den 80er Jahren beispielsweise die Brigade des Industriebetriebs als zentrales Motiv einer „arbeiterlichen Identität“ (Wolfgang Engler) der Gesellschaft verbreitet wird, prägten nur wenige Jahre später die großen Werksschließungen und Massenentlassungen in den Neuen Bundesländern das Bild der Arbeit. Wie wurden diese Veränderungen von den Fotografen aufgenommen und rezipiert?

Das geplante Forschungsprojekt untersucht, wie die Transformationszeit in der Fotografie der DDR und später in den Neuen Ländern dargestellt wird. Die „Wende“ wird in diesem Projekt nicht auf die Jahre 1989 und 1990 begrenzt verstanden, sondern orientiert sich am Begriff einer „Langen Geschichte der Wende“ (Kerstin Brückweh u. A.), die längerfristige Entwicklungen in den Blick nimmt. Gefragt wird also einerseits nach Kontinuitäten und Brüchen im visuellen Erbe der DDR und andererseits ganz konkret nach den institutionellen „Agenten der Bilder“ (Annette Vowinckel), den Entstehungs- und Veröffentlichungskontexten der Fotos, die sich selbst im Umbruch befinden.

Als Quellen der Forschung bieten sich drei zentrale „Agenten“ an: erstens die Fachzeitschrift Fotografie, die bis 1991 herausgegeben wurde, zweitens der einzigen Ausbildungsstätte für Diplomfotografie der DDR, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) und drittens der Bildagentur Ostkreuz, die 1990 als „Überlebensprojekt“ von zunächst sieben Fotografen gegründet wurde, die weiterhin als Autorenfotograf*innen arbeiteten und sich gleichzeitig im neuen Mediengeschäft behaupten wollten.