Umbrüche, Aufbrüche, Zusammenbrüche. Der DEFA-Dokumentarfilm und seine Filmemacher/innen seit den 1980er Jahren

Projektleitung: Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze (LMU)
Bearbeitung: Sinja Gerdes

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Dokumentarfilme haben viele Funktionen. Sie können als historische Quellen zur Rekonstruktion vergangener Denkweisen und Sinnzuschreibungen genutzt werden. Gleichzeitig spielen sie eine wichtige Rolle bei der Herausbildung eines kulturellen Gedächtnisses und eines medial transportierten Erinnerns. Diese Doppelfunktion von Dokumentarfilmen ist zentral für das Projekt, welches das mediale Erbe der DEFA-Dokumentarfilme seit den 1980er Jahren untersucht.

Hierbei sollen gruppenbiographisch die Lebenswege jüngerer, an der Filmhochschule in Babelsberg ausgebildeter Dokumentarfilmer/innen und ihre Arbeiten analysiert werden. In der DDR sozialisiert, galten sie in der DEFA als filmerzählerische Erneuerer und waren schließlich beim Mauerfall zwischen 30 und 40 Jahre alt. Das Projekt untersucht drei Gruppen: die, die als Regisseure in der neuen Bundesrepublik Anerkennung fanden, jene, die nach gelungenen Starts an erste Erfolge nicht mehr anknüpfen konnten, und schließlich diejenigen, die ihren Beruf aufgeben mussten.

Kernfragen sind, inwieweit es diese Filmemacher/innen schafften, sich innerhalb der staatlich zensierten Auftragsproduktion inhaltliche Freiheiten zu erarbeiten, und wie dies ihr späteres filmisches Schaffen prägte. Welches Bild der DDR, aber auch welches Bild vom Westen zeichnen die Filme dieser letzten Generation von DEFA-Regisseur/innen, die in Deutschland nach 1990 entstanden? Welche Erzählweisen, Ästhetiken und Techniken wurden als in der DEFA erworbenes Wissen in das bundesdeutsche Filmschaffen hinübergetragen? Wie werden die Filme jener Generation von DDR-Dokumentarist/innen heute wahrgenommen, wiedergegeben und bewertet?

Quellen sind zunächst die Dokumentarfilme selbst. Für die Gruppenbiographie wird auch auf archivalische Quellen und Zeitzeugeninterviews zurückgegriffen.

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