Medienaneignungen in Museen zur DDR-Geschichte

Projektleitung: Prof. Dr. Martin Lücke (FU)
Bearbeitung: Julian Genten

Die Musealisierung der DDR ist bis heute ein stark umstrittenes Gebiet. Insbesondere Ausstellungen mit alltagsgeschichtlichem Fokus sehen sich oftmals mit dem Vorwurf der Verharmlosung des DDR-Herrschaftsapparats konfrontiert. Auch der verbreitete Ansatz, Alltagsgeschichte in Museen als Geschichte des Alltags in der „durchherrschten Gesellschaft“ (Jürgen Kocka) zu erzählen, d.h. die komplexen Wechselwirkungen zwischen Alltag und Herrschaft hervorzuheben, konnte hieran nur wenig ändern. Die die Musealisierung der DDR begleitenden Debatten kreisen in der Regel um die Frage, welche Geschichten in Ausstellungen wie erzählt werden sollen, also um die der angemessenen (Re-)Präsentation von DDR-Geschichte. Wie aber MuseumsbesucherInnen mit den ihnen präsentierten Deutungsangeboten tatsächlich umgehen, bleibt dabei meist unbeachtet.

Ausgehend von der Annahme, dass Bedeutung überhaupt erst in der Interaktion von BesucherInnen mit den sie adressierenden Ausstellungsinhalten hergestellt wird, fragt dieses Projekt daher danach, wie sich BesucherInnen mit unterschiedlichen sozialen und biografischen Hintergründen Geschichte in DDR-Museen heute aneignen. Hierfür werden an ausgewählten Museen qualitative BesucherInnenbefragungen durchgeführt. Einen zentralen methodologischen Ausgangspunkt für die Analyse der durchzuführenden Interviews bildet das von Stuart Hall entwickelte Modell des Kodierens und Dekodierens, welches im Begriff der Aneignung u.a. durch Alexander Geimer für die qualitative Rezeptionsforschung weiterentwickelt wurde. Das Projekt untersucht somit die Musealisierung der DDR als wechselseitigen Prozess zwischen Museen und ihren BesucherInnen, wodurch sie zugleich zu einem besseren Verständnis von Prozessen historischen Lernens in Geschichtsmuseen insgesamt beiträgt.

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